Ein markanter Bau mit Nebengebäuden an der Bahnhofstraße war viele Jahrzehnte hindurch das Wohn- Geschäfts- und Lagerhaus der Familie Roter. Der Kaufmann Hermann Roter, Sohn des Firmengründers, errichtete die Gebäude ab 1908 hier, wo sich heute am Platz des ehemaligen Lagerhauses die Turnhalle der Berufsbildenden Schule am Museumsdorf befindet. Das Wohnhaus steht unter Denkmalschutz.
Die Anfänge der Firma reichen weit ins 19. Jahrhundert zurück. Es war der handelserfahrene Kaufmann Anton Roter, der 1843 die Warenhandlung an der Osterstraße gründete. Er war ein abgehender Bauernsohn des Hofes Roter in Thüle, der hier in Cloppenburg die Witwe des Gottfried Wewer, Angela, geb. Taphorn, von der Osterstraße heiratete (ehemals Porzellangeschäft Meyer, Osterstraße 17). Seine Firma eröffnete er im Hause Tabeling, ebenfalls an der Osterstraße (das Haus stand im Bereich des Geschäftes Wölbern).
Für die wachsende Geschäftstätigkeit brauchte Roter bald mehr Platz, und so erwarb er bereits 20 Jahre später das große Grundstück des früheren Schildwirtes Meyer an der Mühlenstraße. Dort standen ihm ein Wohnhaus und mehrere Lagerhäuser zur Verfügung (heute freier Platz, Mühlenstraße 47).
Die Gemischtwarenhandlung „Ant. Roter Ww.“ war wirtschaftlich erfolgreich, nicht zuletzt dank der Verkaufslizenz für Petroleum, die sich auf den gesamten Landkreis Cloppenburg erstreckte. Zum Aufschwung trug auch die Kaffeegroßrösterei erheblich bei, die viele Geschäfte im weiten Umkreis belieferte.
Nach dem Bau der Eisenbahn verlegten der Sohn Hermann Roter und seine Frau Elisabeth, geb. Lewels, den Firmensitz strategisch günstig mit guter Verkehrsanbindung in die Bahnhofstraße. Leider verzögerte sich der Umzug an den neuen Standort durch den ersten Weltkrieg bis 1924. Erst der Enkel des Gründers, auch mit dem Vornamen Anton, führte den Lebensmittel-Großhandel an dieser Stelle weiter.
In der wirtschaftlichen Blütezeit der Firma wurde von der Familie viel Land erworben, sowohl im Bereich des späteren Bahnhofs, als auch in den Bührener Tannen.
Dort steht zwischen hohen Buchen das private Kriegerdenkmal der Familie Roter. Eine 1922 von dem Künstler Joseph Enseling gestaltete Stele für die vier gefallenen Söhne, deren hoffnungsvolles Leben im ersten Weltkrieg vernichtet wurde: Hermann, gefallen 1914 in Frankreich, Engelbert, gefallen 1915 westlich von Warschau, Hubert, gefallen 1917 in Flandern und Hans, gefallen 1918 in Litauen.
Der Tod des letzten Firmeninhabers Hermann Roter, der an den Folgen seines Kriegsleidens starb, führte zum Verkauf der Firma an den Kaufmann Karl Kellersmann. Im Jahre 1979 wurde sie aus dem Handelsregister gelöscht.
Die Familie Roter hat von 1843 bis 1979 an drei Standorten das geschäftliche Leben in Cloppenburg mitgestaltet.
Text: Heimatverein Cloppenburg. Überarbeitung: Hannelore Warmhold | Archiv Stadtgeschichte
Quellen:
– Brandkassenregister Cloppenburg, Gemeindeexemplar Bd. I.
– Niedersächsisches Landesarchiv Oldenburg, Best. 207, AB, Nr. 113.
– Kirchenbuch St. Andreas, KB06.
– Bernhard Joseph.