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Wer aus Richtung Bahnhofstraße den Stadtpark betritt, dem fallen neben den Burgturmresten 3 Gebäude auf, die diesen historischen Ort wie einen Innenhof umschließen: links das Parkhotel, in der Mitte das Amtsgericht und auf der rechten Seite das alte Amtshaus.
Das Jahr 1803, das viele politische Umbrüche mit sich brachte, war auch für unsere Region, das damalige Niederstift Münster nicht ohne Folgen. Im Reichsdeputationshauptschluss wurde Herzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg zu unserem neuen Landesherrn bestimmt. Der Herzog war wenig begeistert von der neuen Regelung, musste er doch seinen einträglichen Weserzoll bei Elsfleth dafür aufgeben. Die Cloppenburger dagegen, waren mit der Lösung hochzufrieden. Die Alternative wäre der Anschluss an Preußen gewesen und das wollte man um jeden Preis verhindern. Mit einer großen Aufhuldigungsfeier wurde das Amt Cloppenburg am 20.07.1803 von den Vertretern der oldenburgischen Regierung in Besitz genommen.
Nachdem die Ruine der 1716 beim großen Stadtbrand zerstörten Cloppenburg für den neuen Landesherren als Verwaltungssitz nicht in Frage kam, beschloss die herzogliche Kammer hier ein neues Gebäude zu errichten. Vorher mussten die Reste der alten Festung beseitigt werden. Den Bauschutt nutzte man, um den inneren 10 – 12 m breiten Graben zu verfüllen. Der Turm mit seinen 2,50 m dicken Mauern, konnte nur unter großen Mühen und mit viel Aufwand gesprengt werden.
Neben dem Auftrag zum Bau eines neuen Amtssitzes für die Landvogtei – mit Wohnung für den Landvogt – war die Errichtung eines separaten Gefangenenhauses geplant. Den Auftrag zur Anfertigung der Bauzeichnungen bekam der Oldenburger Baukondukteur Wöbken der vorher den Baugrund sorgfältig untersucht und die Standorte für beide Bauten bestimmt hatte. Der alte Burgbrunnen konnte weiter genutzt werden und hat sich bis heute im Keller des Amtshauses erhalten. Es sollte ein schlichter 2-flügeliger Bau im Stil der Zeit entstehen. Einziger Schmuck ist ein 3 m breiter, die Eingangstür und das darüber liegende Fenster einrahmender Mittelrisalit.
Am 07. März 1805 genehmigte Herzog Peter Friedrich Ludwig den Plan. Zuerst wurde der Bau der Schließerei vorangetrieben, denn im alten Gefängnis, froren den Gefangenen in kalten Wintern die Hände und Füße ab. Dieses später scherzhaft „Soestenhotel“ genannte Gebäude mit 5 Zellen und Dienstwohnung stand vor dem Nordgiebel des heutigen Parkhotels.
Der Bau des Landgerichts Gebäudes war für unsere damals noch kleine Stadt eine Großbaustelle. Der Mangel an Material und qualifizierten Handwerkern in der Umgebung machten das Vorhaben zu einem schwierigen Unterfangen. Dazu kamen schlechte Wegeverhältnisse für die vielen nötigen Fuhren, denn ein großer Teil der Baustoffe musste von außerhalb herangeschafft werden. Baumaterialien verschwanden oder waren unbrauchbar und der Alkoholkonsum von Lieferanten und Arbeitern war für die Bauleitung ein weiteres Problem.
Nachdem wegen des langsamen Fortschrittes der Arbeiten der Hauptmann Lasius im September 1806 die Aufsicht übernommen hatte, gingen die Arbeiten endlich zügiger voran. Der Einzug in das neue Landgerichtsgebäude erfolgte nach 2-jähriger Bauzeit im Oktober 1807. Erster Landvogt war Ernst Konrad Christian von Rössing.
Am passendsten beschreibt Kurt Asche in seinem Buch: „Das Bürgerhaus in Oldenburg“ die kleine Residenz: „Das Amtshaus in Cloppenburg stellt wegen seiner städtebaulich herausragenden Lage auf der früheren Burginsel und in der parkartigen Umgebung das wohl eindrucksvollste Beispiel eines kleinen oldenburgischen Amtssitzes aus der Regierungszeit des Herzogs Peter Friedrich Ludwig dar.“
Das alte Amtshaus dient heute als Familiengericht und Grundbuchamt.
Text: Hannelore Warmhold | Archiv Stadtgeschichte
Plattdeutsche Fassung: Heinrich Siefer | Kath. Akademie Stapelfeld
Sprecher Hochdeutsch: Alexander Rolfes | Kath. Akademie Stapelfeld
Text und Sprecher Niederländisch (Tekst en audio in het Nederlands): Derk van Groningen
Quellen:
– Hanschmidt, Alwin (2002): Weserzoll und Säkularisation. Der Anschluss der Ämter Vechta und Cloppenburg an das Herzogtum Oldenburg 1803. In: Heimatbund Oldenburger Münsterland (Hg.): Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 2003.
– Ottenjann, Helmut (1966): Baugeschichte der Burg und Stadt Cloppenburg. In: Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde (Hg.): Oldenburger Jahrbuch. Band 65.
– Ottenjann, Helmut (1985): Zur Besiedlungsgeschichte der Stadt Cloppenburg und zur Baugeschichte der Burg Cloppenburg. In: Stadt Cloppenburg (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Stadt Cloppenburg. Band 1. Cloppenburg: Janssen Verlag.
– Riesenbeck, Bernhard: Der Bau des Landgerichts (Amtshaus) und der Schließerei in Cloppenburg 1805 – 1807. In: Volkstum und Landschaft, 1950, Nr. 8, 1951 Nr. 9, 1951 Nr. 10.