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Persönlichkeiten  /  17. März 2020

Josephus König – Die Königsapotheke

by Katrin Hedemann

Johannes Bernardus Josephus König 1764 – 1822
Der Gründer der Königs-Apotheke

Audiobeitrag Hochdeutsch:

Josephus König – Hochdeutsch

Audiobeitrag op Platt:

Josephus König – Op Platt

Bernardus  – der erste König – kam 1724 im Alter von 20 Jahren von Emden nach Cloppenburg. Was ihn bewog  gerade unser armes Landstädtchen als Wohnsitz zu wählen,  ist nicht bekannt. Im Gepäck hatte er ein Handbuch für Wundärzte in holländischer Sprache, was auf eine Ausbildung in Holland schließen lässt. Bernardus führte Tagebuch in dem er Familiennachrichten, Rezepturen und andere ihm wichtige Dinge notierte. Viel Glück im Leben hatte er nicht: von seinen 8 Kindern die er mit 2 Frauen hatte, starben sieben im frühen Alter.

Einzig sein Sohn Johannes Everardus überlebte. Wie weit sich dieser wie sein Vater  medizinisch betätigte ist nicht bekannt. Er sei Knopfmacher gewesen, heißt es, ob er nebenbei  als Barbier und Chirurg gearbeitet hat, ist nicht bekannt. Auch ihm war kein häusliches Glück beschieden. Von seinen 8 Kindern überlebten  nur eine Tochter und der Sohn Johannes Bernardus Josephus.

Josephus König führte das Tagebuch seiner beiden Ahnherren fort. Er war der Erste in der Generationenfolge, der eine fundierte medizinische Ausbildung vorweisen konnte. Nach mehrjähriger Lehre und gründlichem Studium erwarb er das „Patent zur Ausübung der Wundarzneikunst“, außerdem die Erlaubnis zur Geburtshilfe. Das hielt ihn aber nicht davon ab, sich ständig medizinisch weiterzubilden. Vermutlich führte sein umfassendes Wissen dazu, dass er 1799 von der Fürstbischöflichen Kammer die Lizenz zum Führen einer Apotheke bekam. Wegen seiner ärztlichen Tätigkeit konnte er die Apotheke nicht selber führen und verpachtete sie an Johann Georg Riga aus Amsterdam. Dieser brachte seine Tochter Katharina mit. Es muss wohl Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Josef schreibt wörtlich: „Ich hatte das Mädchen scharf bemerkt und sie gefiel mir…“  1 Woche nach dem ersten Kennenlernen hielt er um ihre Hand an. Bereits einen Monat später wurde geheiratet. Sie bekamen 6 Söhne. Bei der Geburt des letzten Kindes starb Katharina und kurz nach ihr das Kind. Der Ehemann und Vater blieb mit den 5 Söhnen in tiefer Trauer zurück.

König war ein tüchtiger Arzt und ihm fiel bei seiner Arbeit die Unkenntnis der Hebammen auf. Als er einmal zu einer Geburt gerufen wurde, fand er die Mutter wohlauf, aber das Kind lag tot unter einem Tuch verborgen. Die Hebamme hatte ihm bei der Geburt einen Arm abgerissen. Das bewog ihn eine Anfrage an den Landesherren, den Fürstbischof von Münster zu richten, und um die Erlaubnis zur Ausbildung von Hebammen zu bitten. 7 Frauen wurden mit Hilfe der Pfarrer der umliegenden Kirchspiele ausgewählt und durchliefen die 70-tägige Ausbildung. Die Prüfung fand in Münster statt. Die Frauen reisten mit Pferd und Wagen in die Hauptstadt, König ging zu Fuß; nur sein Felleisen (eine Art Rucksack) ließ er von den Frauen mitnehmen. Bis auf eine bestanden alle.

Ein weiterer spannender Teil seiner Tätigkeit war die Gerichtsmedizin. Bei jedem unnatürlichen Todesfall, wie Schlägereien, Messerstechereien, Kindstötungen, Selbstmord wurde er von Amts wegen zugezogen und untersuchte die Leichen. Als einmal eine tote Frau in Vahren in einem Löschteich gefunden wurde, fuhren der Amtsauditor von Lowtzow und der Amtschirurgus König an den Tatort und untersuchten sehr sorgfältig die Leiche. Sie wurde entkleidet und auf Würgemale und Verletzungen untersucht. Man vergewisserte sich, dass die Frau ertrunken und nicht erst nach dem Tode ins Wasser geworfen wurde. Die behördliche Untersuchung  kam nach Anhörung  weiterer Zeugen zu dem Schluss, dass die Frau schwermütig war und Selbstmord begangen hatte. Die Ergebnisse wurden in einem Protokoll festgehalten.

Josephus König wirkte segensreich in Stadt und Umgebung. Unerbittlich ging er gegen Kurpfuscher und Wunderheiler vor, setzte die Pockenschutzimpfung durch und sah den Zusammenhang zwischen Hygiene und Gesundheit. Er prangerte beim Landesherren den überfüllten Friedhof an, auf dem bei Beerdigungen oft halb vermoderte Leichen zum Vorschein kamen. Man kann sagen, er betrieb umfassende Gesundheitsvorsorge und war ein bemerkenswerter Mann seiner Zeit und unserer Stadt.


Text: Hannelore Warmhold | Archiv Stadtgeschichte
Plattdeutsche Fassung: Heinrich Siefer | Kath. Akademie Stapelfeld
Sprecher Hochdeutsch und Plattdeutsch: Heinrich Siefer | Kath. Akademie Stapelfeld

Plattdeutschen Text zu Josephus König herunterladen

Quellen:
– Ottenjann, Heinrich (1928): Aus Cloppenburgs vergangenen Tagen: Selbstverlag des Verfassers.
– Niedersächsisches Landesarchiv Oldenburg, Best. 76 B – 20, Nr. 214

– Transkription des original Tagebuches König durch H. Warnking/Archiv Stadtgeschichte, Abschr: Irmgard Kohl (unveröffentlicht)


Josephus König mit seinen fünf Söhnen.
Josephus König mit seinen fünf Söhnen.
Scherenschnitt von einem unbekannten Scherenschneider. Bildnachweis: Sammlung Dorothee Peus.
Josef König, der Erbauer der Königs-Apotheke an der Bahnhofstraße mit seiner Frau Johanna Franziska geb. Ostendorf.
Josef König, der Erbauer der Königs-Apotheke an der Bahnhofstraße mit seiner Frau Johanna Franziska geb. Ostendorf.
Bildnachweis: Sammlung Dorothee Peus.
Die Königsapotheke zwischen 1907 und 1910
Die Königsapotheke zwischen 1907 und 1910
Bildnachweis: Hochgartz Bestand/Archiv Stadtgeschichte
Die Königsapotheke im Jahr 2018.
Die Königsapotheke im Jahr 2018.
Bildnachweis: Alexandra Reith.
Abschrift: Hannelore Warmhold | Archiv Stadtgeschichte
Abschrift: Hannelore Warmhold | Archiv Stadtgeschichte
Abschrift: Hannelore Warmhold | Archiv Stadtgeschichte
Bildnachweis: Sammlung Dorothee Peus, Digitalisierung Reinhold Abeln
Bildnachweis: Sammlung Dorothee Peus, Digitalisierung Reinhold Abeln


Weitere Literatur:
– Peus, Dorothee (2011): Die Arzt- und Apothekerfamilie König-Peus. In: Anna Maria Zumholz, Michael Mirschfeld und Klaus Deux (Hg.): Biographien und Bilder aus 575 Jahren Cloppenburger Stadtgeschichte. Unter Mitarbeit von Heidrun Osterhus, Hermann Asbree, Hand Osterbrink und Karl Sieverding. Münster: Aschendorff Verlag, S. 311–320.

Presseberichte:
– Kreke, Hubert (2016): Erster echter Arzt beendete Geburtsdrama. Chirurg König bildete erste Hebammen aus. In: Münsterländische Tageszeitung, 08.07.2016, S. 11.

Weblinks:
https://koenigs-apotheke.de/#home


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