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Schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg bestand in Cloppenburg der Wunsch, für die Opfer dieses Krieges eine Gedenkstätte einzurichten, wobei sich die zuständigen Gremien über die Form der künstlerischen Gestaltung nicht einigen konnten. Nach jahrelangen Diskussionen wurde Paul Dierkes von Cloppenburger Freunden gebeten, einen Entwurf einzureichen, der dann schließlich auch die Zustimmung des Stadtrates fand und im Jahre 1968 aufgestellt wurde.
Paul Dierkes sagte zu seinem Werk damals: „Dieses Denkmal ist gedacht als ‚steinernes Zeichen des Lebens‘. Es wächst aus der Erde als Mahnmal zum Gedenken an die vergangene Zeit und an ihre Opfer, um die wir trauern. Die Plastik ist wie eine Monstranz, wie eine himmlische Blume, die sich weit öffnet. In ihr erkennen wir das göttliche Zeichen der Liebe, ein Licht, das unsere Herzen in tiefer Höhle erwärmt, so daß wir trotz Krieg und Not, trotz Leid und Trauer an unsere Heimat und an die Menschheit glauben.“
An dem Aufstellungsort stand vorher das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Ihre Namen waren in eine Wand eingemeißelt, links und rechts davon befanden sich zwei Figuren: ein germanischer Recke und ein Frontkämpfer.
Davon unterscheidet sich deutlich das heutige Mahnmal. Es spricht eine ganz andere Sprache; eine Sprache, die von Leid und Hoffnung erzählt, von Erinnerung und Versöhnung. Aus der Erinnerung an erfahrenes Leid, Gewalt und Unrecht, wächst ein Kreuz, stilisiert fast als Blume. In eine Schriftrolle eingemauert, trägt es nicht allein die Namen der Gefallenen des Ersten und des Zweiten Weltkrieges, sondern auch die Namen der aus Cloppenburg stammenden, ermordeten Juden und die der Opfer des Bombenangriffs vom 10.04.1945. Verzeichnet sind darüber hinaus auch Familienangehörige Vertriebener, die auf der Flucht umkamen.
Text: Heinrich Siefer| Kath. Akademie Stapelfeld
Plattdeutsche Fassung: Heinrich Siefer| Kath. Akademie Stapelfeld
Sprecher Hochdeutsch und Plattdeutsch: Heinrich Siefer | Kath. Akademie Stapelfeld
Das Kriegerdenkmal von 1926
Während die Darstellung germanischer Helden als Prototypen deutscher Vaterlandsverteidiger im Kern auf Hermann im Teutoburger Wald zurückging (vgl. Hermannsdenkmal bei Detmold), interpretierte das Motiv des überlebensgroßen und achtunggebietenden trotzigen Frontkämpfers den Ersten Weltkrieg im Rückblick als Verteidigungskrieg. Die beiden wachestehenden Soldaten verkörperten Kampfeswillen und Trotz nach dem Versailler „Diktat“. In der Rundung, zu der drei Stufen hinaufführten, zeigte die Mitte des Ehrenmals das Eiserne Kreuz mit der darunter angebrachten Widmung „Unsern Helden“ sowie einem Schwert und in Reliefausführung die Gestalten einer klagenden Mutter, einer weinenden Gattin und zweier verwaister Kinder. Rechts und links neben den Gestalten von Mutter, Frau und Kindern, die als Symbole der Heimat fungierten, befanden sich je zwei Tafeln mit den Namen von 310 Gefallenen aus den Gemeinden Cloppenburg und Krapendorf.
Quelle:
– Sieverding, Karl: Vom Kriegerehren- zum Friedensmahnmal. Die Denkmäler an der Bahnhofstraße als Beispiele für Cloppenburgs Erinnerungskultur in Vergangenheit und Gegenwart. Tag des offenen Denkmals, Cloppenburg, 08.09.2019.
Literatur:
– Ziessow, Karl-Heinz (2011): Paul Dierkes (1907-1968). „Meine Arbeit gehört mehr zu mir als alles andere auf der Welt“. In: Anna Maria Zumholz, Michael Mirschfeld und Klaus Deux (Hg.): Biographien und Bilder aus 575 Jahren Cloppenburger Stadtgeschichte. Unter Mitarbeit von Heidrun Osterhus, Hermann Asbree, Hand Osterbrink und Karl Sieverding. Münster: Aschendorff Verlag, S. 125–130.